Nachhaltige Alternative(n) zum Trip ans Meer?

Wenn man in einem Land lebt, welches keine Meeresküste hat, kann man als Surfenthusiast schon mal verzweifeln. Wir selbst, aus Österreich stammend, kennen dieses Problem nur allzu gut und die Sucht nach dem Meer hat uns schon oft für kurze oder lange Aufenthalte in ferne Länder getrieben. Das ist natürlich nicht immer eine Alternative, schon gar keine nachhaltige (siehe mehr dazu in unserem Blogbeitrag „Nachhaltig Reisen – Kann eine Surfreise überhaupt nachhaltig sein?“). Dass es auch Surfmöglichkeiten abseits des Meeres gibt, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Aus diesem Grund wollen wir uns dazu die verschiedenen Alternativen zu einem Trip ans Meer genauer anschauen.

Riversurfen: Das Wellenreiten auf einer stehenden Flusswelle

Dass Vorläufer des Riversurfen schon zu Zeiten unserer Großeltern im Alpenraum vorkamen, damals noch mit einer Holztür (!), die als „Surfbrett“ diente und wohl nicht so viele Ähnlichkeiten mit dem Surfen am Meer hatte, weiß heute kaum mehr jemand. Der Eisbach in München hat es hingegen geschafft das Surfen auf einer stehenden Welle weltbekannt zu machen. Noch dazu nimmt die Anzahl an surfbaren Flusswellen heute stetig zu. Nicht nur, weil sie mehr und mehr an Beliebtheit erlangen und deshalb auch der Reihe nach neu entdeckt werden (viele Beispiele findest du am Ende dieses Artikels), sondern auch, weil mittlerweile Projekte der künstlichen Schaffung von Flusswellen voranschreiten. Dass selbst diese geschaffenen Flusswellen eine sehr nachhaltige Alternative zu einem Surftrip ans Meer darstellen, steht außer Frage. Das Surferlebnis ist jedoch ein anderes als das am Meer und trifft deshalb selbstverständlich nicht jedermanns Geschmack.

(c) Rivermates Surfclub Salzkammergut

Wakesurfen: Das Surfen auf einer Bootswelle

In vielen Gewässern, in denen man schon seit Jahren Wakeboard und Wasserski fährt ist auch das Wakesurfen angekommen. Dabei nützt man die Heckwelle des Bootes, die durch ein extra Heckgewicht vergrößerte wird und fährt mit geringerer Geschwindigkeit als beim Wakeboarden, so dass man, ganz ohne Leine, seine Tricks in der Welle machen kann. Dass diese Art des Surfens aufgrund des Benzinverbrauchs und der Abgase des Motorboots nicht die umweltfreundlichste Surf-Variante ist, brauchen wir wohl kaum erwähnen.

Wenn dich diese Surfvariante interessiert, haben wir noch zwei interessante Leselektüren für dich. Einmal beschreiben die Wiener „Danube Surfer“ das Wakesurfen auf der Donau in Wien und zum anderen gibt es eine „Bodensee Wake“ zum Wakesurfen auf der Schweizer Seite des Bodensees.

(c) b-wake.ch

Up Stream Surfen: Flußaufwärts surfen

In Innsbruck bemüht man sich nicht nur um eine stehende Flusswelle (Initative „Eine Welle für Innsbruck“), sondern das Team von Up Stream Surfing versucht sogar den Inn auf einem anderen Weg als Surfmöglichkeit zu nützen. Bei diesem Projekt wird allein mit der Kraft des Flusses ein Lift betrieben, der den Surfer flussaufwärts zieht. Obwohl wir es selbst noch nicht ausprobiert haben, erinnert es uns eher an Wakeboarden als an Wellenreiten und ist dennoch eine ökologisch unbedenkliche Surfvariante. Kostenlos ist das Erlebnis allerdings nicht, doch der Spaßfaktor kommt bestimmt nicht zu kurz. Videos und mehr Information dazu findet ihr unter www.upstreamsurfing.com.

(c) Upstream Surfing

Wave-Pool Surfen: Das Surfen auf einer künstlichen Welle im Pool

Einige von euch haben sicher schon einmal eines der berühmten Videos von Kelly Slaters unglaublichem Wave-Pool gesehen (falls nicht, schaut euch unbedingt auf dieser Seite einmal um). Dass dieser maschinell betriebene Pool nicht nur die wohl perfektesten Wellen aller Zeiten herstellen kann, sondern noch dazu angeblich von Solarenergie betrieben wird, ist kaum zu glauben. Neben diesem wohl tollsten Spielplatz für die weltbesten Surfer gibt es weltweit zwischenzeitlich viele ähnliche Pools mit künstlichen Wellen. Diese werden jedoch nicht immer so nachhaltig geschaffen und benötigen jede Menge Strom – neben den anderen Auswirkungen, die ein so großes Schwimmbad mit sich bringt.

Unterscheiden lässt sich bei solchen Wave-Pools auch die Art der Welle. Während der Pool von Kelly Slater oder der Wavegarden in Spanien, England und Texas laufende Wellen hervorbringen, produzieren viele Wave-Pools wie die Citywave in Wien stehende Wellen, die wiederum den Flusswellen näher kommen und grundsätzlich eher in kleinen (teils Indoor-)Pools gebaut werden. Kostengünstig ist natürlich auch dieser Spaß nicht. Trotz allem, kann es immer noch eine Alternative sein, wenn das Meer zu weit weg ist. Manche der Projekte, wie beispielsweise der Wavegarden, werben damit, dass diese Art zu surfen viel umweltfreundlicher sei, als beispielsweise eine Surfreise mit dem Auto. Die Frage, die wir uns dabei jedoch stellen ist, ob das eine auch wirklich das andere ersetzen kann oder nur eine Luxus-Ergänzung ist? Zuletzt kommt es nämlich auch sicher darauf an, ob für das Erlebnis beim Surfen nicht das Ambiente, die Natur und die Unberechenbarkeit der Wellen genauso eine Rolle spielen.

(c) WavePool Kelly Slater

Was ist also nachhaltig?

Wie du siehst, haben die verschiedenen Möglichkeiten des Binnenland-Surfens alle ihre Vor- & Nachteile. In wie fern sie nun eine nachhaltige(re) Alternative zu einem Trip ans Meer sind, lässt sich nicht einfach so über einen Kamm scheren. Es kommt dabei stark darauf an, wie du du deinen Trip ans Meer gestaltest und wie oft es dich in die Ferne zieht. Unser Tipp ist dennoch ganz klar: Wiege deine Prioritäten, Möglichkeiten und deinen ökologischen Fußabdruck ab und diskutiere deine Situation mit deinen Freunden durch. Sich bewusst für oder gegen eine Option zu entscheiden ist schon der erste Weg in die Nachhaltigkeit. Auch wir freuen uns übrigens mit dir zu diskutieren, hinterlasse deshalb gerne deine Meinung in den nachstehenden Kommentaren!

 

An dieser Stelle noch ein Überblick über die bekanntesten Fluss-Wellen:

Österreich:
〰 Salzkammergut: Bad Ischl (Pipeline + 1 Spot) & Ebensee (3 Spots) – mehr Infos siehe: Rivermates; Salzburg Almwelle
〰 Tirol: Silz (Crazy Eddy);  in Entwicklung:  „Eine Welle für Innsbruck“
〰 Steiermark: Radetzky Graz
〰 Wien: derzeit leider noch nicht umgesetzt

Deutschland:
〰 München: Eisbach, Floßländle, E2;
〰 Plattling Isar Wave

Slowenien:
〰 Bratislava: Surfwelle Čunov

Schweiz:
〰 Flusswelle Bremgarten
〰 Thun: Scherzligschleuse, Mühleschleuse

Italien:
〰 Turbo Wave, Turbigo – Ticino Canal

Tschechien:
〰 Brandys nad Labem Prag

Norwegen:
〰 Voss
〰 Sarpsborg

Kanada:
〰 Habitat 67 in Montreal
〰 Ottwawa
〰 Alberta/Calgary

USA:
〰 Jackson Hole, Wyoming
〰 Bend Whitewater Park, Oregon
〰 Pueblo, Colorado
〰 Missoula, Montana
〰 Boise, Idaho

 

Drei Riversurf-Seiten mit einigen weiteren Spotauslistungen für euch zur Info:
〰 www.riverbreak.com
〰 www.riversurfing-austria.at
〰 www.surfertoday.com

 

Und noch einige künstliche Wellen für euch im Überblick:
〰 Citywave: München, Osnabrück (Deutschland), Wien (Österreich), Zürich (Schweiz), St. Gilles Croix de Vie (Frankreich), Hadera (Israel) & viele mehr geplant (z.B. Russland)
〰 Surf Langenfeld (Langenfeld bei Düsseldorf)
〰 Surfarena Prag (Tschechien)
〰 Siam Park (Tenerife, Canary Islands)
〰 Surf Snowdonia (Dolgarrog, UK)
〰 WaveGarden (San Sebastian/Spanien, Wales/UK, Texas/USA)
〰 Himlabadet (Sundsvall, Sweden)
〰 Avalanche Bay (Boyne Falls, Michigan, USA)
〰 Big Surf (Tempe, Arizona, USA)
〰 Disney’s Typhoon Lagoon Water Park (Orlando, Florida, USA)
〰 Kalahari Indoor Waterpark (Wisconsin Dells, Wisconsin, USA)
〰 N-Land (Austin, Texas, USA)
〰 Wave House (San Diego, California, USA)
〰 Surf’s Up NH (Nashua, New Hampshire, USA)
〰 Wadi Adventure (Al Ain, United Arab Emirates)
〰 Sunway Lagoon (Bandar Sunway, Malaysia)

 

Fotocredit: Alistair Macrobert