Die Surfszene genießt in Sachen Umweltbewusstsein einen guten Ruf: Meeresschutz-Projekte, Beach Clean-ups und Umweltorganisationen werden von Surfern weltweit initiert und unterstützt. Doch ausgerechnet Surfer sollen einen überdimensional großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen und die Umwelt überdurchschnittlich belasten, behauptet der Wissenschaftler Tobias C. Schultz. Wir sind dieser Aussage nachgegangen …

Um gleich einmal mit der Tür ins Haus zu fallen: Ein Surfer hat einen um ganze 50 Prozent größeren Fußabdruck als der Durchschnittsbürger! Dies besagt zumindest die amerikanische Studie von Tobias C. Schultz. Wellenbegeisterte Surfer verursachen ihm zufolge durchschnittlich knapp zehn Tonnen Kohlenstoffdioxid pro Jahr und liegen damit deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. Uns interessiert nun, wie er ausgerechnet für Surfer, die an so vielen Ecken bereits vorbildlich auf das Wohl der Umwelt achten, zu diesem Ergebnis kommt.

(c) Jeremy Bishop

Über die Gründe des großen Fußabdrucks

Zuallererst sei kurz erwähnt, dass mit dem „ökologischen Fußabdruck“ jenes Stück Erde bezeichnet wird, das wir aufgrund unseres Lebensstils für uns beanspruchen. Wer beispielsweise mehr isst, mehr konsumiert, mehr heizt oder mehr verreist belastet in Summe die Umwelt mehr und benötigt deshalb einen größeren Fleck Erde um die Fülle seiner Aktivitäten abzudecken. Die verschiedenen Multiplikatoren für einen großen Abdruck sind breit gefächert und könnten locker einen eigenen Blogbeitrag füllen. Der größte Faktor ist jedoch meist der Transport bzw. das Reisen. Insbesondere lange Reisen mit dem Auto und Flugzeug schlagen sich drastisch auf den CO2-Ausstoß nieder – und wie ihr euch schon denken könnt: genau dieser Aspekt trifft auch Surfer schwer.

Ferne Surfreisen als wahre CO2-Schleudern

Auf der Suche nach der perfekten Welle oder warmen Surftemperaturen im bitterkalten, europäischen Winter nimmt der gewöhnliche Surfer (wir schließen uns hier übrigens ein) oft stundenlange Flugzeiten auf sich und fliegt in ferne Surfparadiese wie Indonesien, Hawaii oder Costa Rica. Genau diese Fernreisen strapazieren das Klima enorm, ein Hin- und Rückflug von Wien nach Bali verursacht (laut atmosfair) fast 6 Tonnen CO2 und verbraucht damit schon mehr als das Doppelte des vertragbaren Pensums eines Durchschnittsbürger im Jahr – ein schockierendes Ergebniss.

TIPP: Auf Websiten wie Atmosfair.de kannst du den genauen CO2-Ausstoß (d)einer Flugreise berechnen und dir ein individuelles Bild der tatsächlichen Belastung machen – die Ergebnisse regen definitiv zum Nachdenken an!

(c) Ross Parmly

Ein genauer Blick auf das Surfequipment lohnt sich

Ein weiterer Faktor für den überdurchschnittlichen Fußabdruck liegt in den hohen CO2-Emissionen der Surfausrüstung. Weltweit werden laut Rick Lomax, dem Verantwortlichen von Surf Science , 220.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid bei der Produktion von Surfbrettern ausgestoßen. Ein einzelnes 9‘1 langes Longboard aus Epoxy verursacht ihm zufolge 453 Kilogramm CO2!

TIPP: Auf der Website von decarbonated-sports.co.uk kannst du den CO2-Ausstoß (d)eines Surfbrett individuell eruieren! Probier es doch auch mal aus, bevor du dein nächstes Surfboard kaufst!

Die Surfausrüstung hat auch abseits der CO2-Emissionen grobe Auswirkungen auf den Fußabdruck. Ein Großteil der Ausrüstung, wie Board, Wetsuit oder Booties, wird nämlich aus künstlichen Materialien erstellt. Sämtliche Kunststoffe werden nicht nur aus Erdöl gewonnen und in toxischen Produktionsprozessen weiterverarbeitet, sondern am Ende seiner Lebenszeit zumeist nicht recyclet sondern als nicht kompostierbares Material verbrannt, vergraben oder sie liegen für hunderte Jahre in der freien Natur. All das sind Belastungsfaktoren für die Umwelt, die ein Surfer selten bedenkt.

(c)Pixabay

Gibt es eine Lösung?

Die Ergebnisse aus der von Tobias C. Schultz vorgestellten Studie und die genannten Beispiele mögen ernüchternd klingen. Doch mit jeder schlechten Nachricht ist auch eine gute verbunden: Die Erkenntnisse bringen die Chance mit sich sein Verhalten neu zu überdenken und folglich auch gewissenhaft zu steuern!

Durch die bedachte Wahl des Surfspots, der in der Nähe liegt und keine Fluganreise um die halbe Welt abverlangt, wäre bereits ein guter Anfang getan (lies dazu gerne auch unseren Beitrag über „Nachhaltig Reisen“). Auch bei dem Kauf eines Surfbretts, Surfanzugs oder Surfwachs haben wir die Wahl ein umweltfreundliches Material zu bevorzugen und somit den Fußabdruck bewusst zu verkleinern. Nachhaltige Alternativen dieser Art gibt es glücklicherweise genug, dazu werden wir euch in nächster Zeit noch jede Menge neue Ideen auf unserer Plattform präsentieren – seid gespannt! Apropos, kennst du schon den Blogbeitrag zum „Umweltfreundlichen Wetsuit“ oder dem „Surfbrett aus Holz“?

Selbstverständlich können wir aber auch durch unseren persönliche Lebensstil abseits des Surfsports die Größe des ökologischen Fußabdrucks mitdenken und beeinflussen: Verzichtet man beispielsweise auf Fleisch, reist man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anstelle eines eigenen Autos, minimiert man den Kauf von Konsumgütern und versucht Zero-Waste umzusetzen, so summiert sich dieses Engagement über das Jahr hinweg durchaus zu einem bemerkenswerten, positiven Unterschied.

(c) Genevieve Dallaire